Karlsburg. „Drachenbootfahren ist gut für den Teamgeist und macht viel Spaß. Trocken bleibt dabei keiner“, schwärmt Mandy Kuschel. Die junge Frau ist mit der Greifswalder Hochschulsportgemeinschaft Deutsche Vizemeisterin 2012 im Drachenbootfahren. An diesem Nachmittag ist ihre Crew allerdings eine besondere Bootsbesatzung. Mandy Kuschel hat als Psychologin am Klinikum Karlsburg gut ein Dutzend Kinder und Jugendliche mit Diabetes ins Greifswalder Kanu-Sportzentrum eingeladen, das Drachenbootfahren auf dem Ryck in Greifswald auszuprobieren. „Wir vermitteln den jungen Patienten in Karlsburg, dass es wichtig ist, selbstbewusst mit Typ-1-Diabetes umzugehen. Sie können auch etwas verrückte Sportarten ausüben.“
Derzeit nehmen 50 junge Patienten im Alter von 6 bis 16 Jahren mit Typ-1-Diabetes an einem 12-tägigen Sommerkurs in Karlsburg teil. Sie erhalten einen Gesundheitscheck, lernen Wissenswertes über ihre Erkrankung kennen und verbringen die Freizeit gemeinsam. Hannes (11), Karl (13), Alexander (13) und Johann (9) freuen sich auf das Drachenbootfahren. Die Vier starten zum ersten Mal in einem Paddelboot. Bevor es jedoch mit dem Sport richtig losgeht, wird eine kleine Mahlzeit eingenommen und der Blutzucker überprüft. Grundsätzlich ist auch Diabetikern Sport zu empfehlen, weil er die Fitness erhöht. Allerdings muss bedacht werden, dass ein starker Energieverbrauch eine Unterzuckerung hervorrufen kann. Erzieher Manfred Kohs fragt Johann nach seinen Werten und rät ihm, noch etwas Süßes zu trinken.
Der elfjährige Hannes aus Potthagen bei Greifswald kennt sich bereits gut aus: „Ich bin jede Woche zwei-, dreimal zum Fußballtraining und am Wochenende zu den Wettkämpfen. Sport gehört dazu und ich weiß, wie mein Körper reagiert“, erzählt er. Manfred Kohs ruft alle Drachenbootfahrer zu Gymnastikübungen vor die Kanuhalle. Armkreisen und Lockerungen der Schultern, alle machen mit. Dann wird mit vereinten Kräften das Boot ins Wasser gelassen, Kinder und Betreuer nehmen Platz. Mandy Kuschel erklärt noch kurz den Einsatz des Paddels, dann steigt sie als Steuerfrau zuletzt zu. Nach wenigen Minuten hat das Drachenboot in Richtung Bodden Fahrt aufgenommen.
Zur selben Zeit erobert eine andere Gruppe junger Diabetiker den Greifswalder Indoor-Spielplatz „kunti-bunt“. Mädchen und Jungen in orangen T-Shirts springen Trampolin, klettern, rutschen und tollen umher. So wie viele andere Kinder in ihrem Alter. Nur die auf einer Bank abgelegten Insulin-Pumpen deuten darauf hin, dass es sich bei den jungen Sportlern um Diabetes-Patienten handelt. „Während der sportlichen Aktivität ist eine kurzfristige Unterbrechung der Insulinzufuhr möglich, um Unterzuckerungen zu vermeiden“, erklärt Kinderärztin Elke Gens. Sie beobachtet mit einem kleinen Betreuer-Team das fröhliche Spiel und hilft, wenn beispielsweise ein Kind bei starker Beanspruchung zusätzliche Kohlenhydrate (u.a. Traubenzucker, Saft) benötigt. „Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmunkrankheit, die nicht heilbar ist. Aber es lässt sich durch eine gute Stoffwechseleinstellung eine gute Lebensqualität erreichen“, sagt die Oberärztin aus Karlsburg. Im Klinikum Karlsburg beschäftigt sich ein erfahrenes Team aus Medizinern, Schulungs- und Ernährungsberatern, Erziehern sowie Schwestern und Pflegern speziell mit jungen Diabetespatienten.
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